Wikipedia hält für Vertreter von Unternehmen und Verbänden viele Fettnäpfchen bereit. In jeder Sprachversion gibt es unterschiedliche Regeln, wie Interessekonflikte offenzulegen sind. Die deutschsprachige Community macht es PR-Leuten besonders einfach: Sie können ein sogenanntes „verifiziertes Benutzerkonto“ erstellen. Bis heute gibt es über 6.600 solche Accounts.
Jedes verifizierte Wikipedia-Konto wird vom Support-Team bestätigt. Dazu muss der Account-Inhaber eine kurze E-Mail versenden, die idealerweise von seiner beruflichen Adresse verschickt wird. Sofern es keine Zweifel gibt, dass sich Dritte in fremdem Namen registriert haben, hinterlässt das Support-Team auf der Wikipedia-Benutzerseite des Accounts eine Bestätigung. So können andere Autoren sehen, dass es sich tatsächlich um einen offiziellen Vertreter des jeweiligen Unternehmens oder Verbandes handelt.
Verifizierte Benutzerkonten sind in der deutschsprachigen Wikipedia das beliebteste Mittel, um die Offenlegungspflicht für bezahlte Beiträge zu erfüllen. Zwar wäre dies nach den geltenden Terms of Use auch durch eine formlose Mitteilung auf der Artikeldiskussionsseite oder einem Hinweis in der Zusammenfassungszeile möglich. In der Praxis werden auffällige Autoren aber gezwungen, sich ein verifiziertes Konto zuzulegen.
Was heute allgemein üblich ist, war anfangs nicht so beabsichtigt: Ursprünglich wurde die Verifizierung von Benutzerkonten in der deutschsprachigen Wikipedia eingeführt, um zu verhindern, dass sich Dritte als Vertreter von Unternehmen oder Verbänden ausgeben, die gar nichts mit diesen zu tun haben. Die Community wollte sich so vor Trollen schützen. 2011 eingeführt, war die Verifizierung daher zunächst nicht öffentlich dokumentiert. Erst nachdem PR-Arbeiter sie für sich entdeckt haben, entstand eine entsprechende Informationsseite.
Das war 2013. In der Zwischenzeit haben sich auch in anderen Projekten ähnliche Verfahren entwickelt. So kann man beispielsweise nicht nur auf Wikimedia Commons Accounts bestätigen lassen, sondern auch in der englischsprachigen Wikipedia. Für die Community sind solche strukturierten Verfahren ein Segen: Sie erleichtern es nämlich, die Beiträge der betroffenen Accounts zu kontrollieren. Das Wikipedia-Urgestein Magnus Manske hat dafür extra ein Tool geschrieben.
Letztendlich haben alle Betroffenen etwas davon, nennenswerte Kritik am Verfahren gab es zumindest in der deutschsprachigen Wikipedia noch nicht. Eine global einheitliche Umsetzung über alle Sprachgrenzen hinweg wäre aber wünschenswert.
Markus Franz est directeur général de Sucomo Consulting, une agence allemande de communication spécialisée sur Wikipédia.
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